Der Turnverein lebt wieder auf

Nach nur kurzzeitigem Verbot des VfL 1945 durch die französische Besatzungsbehörde blieb speziell Turnen jedoch weiter untersagt, weil die Militärregierung den Jahn'schen Turnergeist als noch bestehende Gefahr ansah. Allein Handball und Leichtathletik waren zugelassen. Die Intensivierung des Handballspiels unter Fachwart Sepp Käufler wurde 1946 gekrönt durch den Gewinn der Bezirksmeisterschaft auf dem Großfeld. Ab 1947 stellte die französische Militärregierung ihre Festhalle an der Unteren Seestraße zur Verfügung, so dass Training auch im Winter möglich wurde. Das erste Turnier im Januar 1949 wurde ein großer Erfolg.

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Erst ab 1949 war auch der Turnbetrieb wieder erlaubt. Noch aber war die Turnhalle von der Besatzungsmacht beschlagnahmt. So stellte Fabrikant Eugen Kauffmann seine Reithalle am Bleichweg zur Verfügung. Schließlich aber wurde die Turnhalle freigegeben und mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde in Eigenleistung wieder hergestellt. Erstmalig wurden 1949 und 1950 wieder Wettkämpfe besucht. Die Mädchen gewannen unter Trainer Otto Kees beim Gauturnfest 1950 in Weingarten einen ersten Preis im Vereinsturnen. Auch das Seenachtfest im Schlosspark lebte wieder auf. Es brachte dem TV02 den gesellschaftlichen Durchbruch und damit auch den dringend notwendigen Auftrieb im Vereinsleben. Später wurde es zum Teil im Wechsel mit Gartenfesten veranstaltet. Wegen ungenügender Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen des VfL beschlossen die alten TVler im Café "Hemdhoch" (Zachmann), den Turnverein 02 wieder aufleben zu lassen. Am 5. November 1950 stellte Gründungsmitglied August Jäger folgende Mannschaft vor: 1. Vorsitzender: Lorenz Gröber, 2. Vorsitzender: Anton Bucher, Männerturnwart: Fritz Zeller, Jugendturnwart: Lorenz Gröber, Kassenwart: Josef Breyer, Spielwart: Albert Dorst, Schriftwart: Adolf Jäger, Sportwart: Franz Göppinger, Oberturnwart: Otto Kees, Schwimmwart: Georg Dralle, Vertreter der Aktiven: Sepp Brielmaier und Hans Schumann, Jugendvertreter: Karl Lassen und Walter Kees. Beisitzer waren Adalbert Doster und Ferdinand Ruckeisen. Es gab 25 Aktive, 79 männliche und 105 weibliche Jugendliche. Bürgermeister Alfred Wocher sagte dem Turnverein Unterstützung zu. Schwerpunkt wurde wieder die Jugendarbeit. Bald beteiligten sich schon mehr als 150 Mädchen und Buben, und der Trainings- und Wettkampf-Alltag kehrte allmählich zurück.

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Erster erfolgreicher Auftritt des Vereins war die Weihnachtsfeier in der Turnhalle, die in den Folgejahren zur Tradition wurde. Gesellschaftliche Glanzpunkte wurden wieder die Turnerbälle. Zu erinnern ist auch an das "Fasnetvergraben" am Fasnet-Dienstag: In einem Sautrog wird eine Fasnet-Leiche ins Lokal gefahren und mit Klage-Versen das Ende der Fasnet betrauert. Wie schon 1921, gab es 1951 anlässlich eines Strandfestes im Uferbereich vor der Amthausstraße eine Turnvorstellung bei bengalischer Beleuchtung auf einem Kieslastschiff und auch ein Fischerstechen. Unter einem neuen Vereinsabzeichen und mit reparierter Vereinsfahne wurde 1952 in einem Festzelt neben der Turnhalle das 50jährige Bestehen gefeiert. Sänger des "Frohsinn" und eine Bürgerkapelle traten auf. Turngauvorsitzender Otto Schilling, Biberach, lobte den TV02 als tüchtigsten und strebsamsten Turnverein Oberschwabens. Mit einem Festzug durch den Ort und einem Schauturnen klang das bisher umfangreichste Vereinsfest aus. Von Lorenz Gröber, Anneliese Kempf und Gabi Wocher angeleitet, war auch eine Turngruppe von 12 Frauen ein wichtiges Element des Vereins geworden.

Trotz Bedenken entstand noch 1952 eine Fechtabteilung unter Gerd Mettenleiter. Später konnten die Fechter dann den Wegzug ihres Abteilungsleiters nicht verkraften und lösten sich wieder auf. Dagegen war im "Volksturnen" 19 unter Hans Schumann eine junge Truppe besonders in den Laufdisziplinen sehr erfolgreich. Die Kinozeit hatte Hochkonjunktur, und an die Turnhalle wurde 1953 ein Kino, das Montfort-Theater, angebaut. 1954 konnte die Halle wegen des notwendigen Umbaues für einige Zeit nicht benutzt wer den. Trainiert wurde im Freien und im Saal des Turnerlokals "Zum Bahnhof". Im August wurde vor dem Zollamt das Fischerstechen wieder aufgeführt, bis heute alljährliche Attraktion für Kurgäste und Einheimische. Als wesentliche Bereicherung führte Erhard Bücheler von der Kurverwaltung historische Figuren in farbenfrohen Kostümen vor und kommentierte das Geschehen in Versform.

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